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Hamburger Abendblatt - 04.12.2008

6 Fragen an Jimi Tenor zur Premiere seines Musicals in Hamburg

 "Das Ganze ist wie eine Sammeltasche"

Der finnische Musiker Jimi Tenor zählt zur Avantgarde der elektronischen Musik. Sein Hit „Take Me Baby“ aus dem Jahr 1994 gilt als Klassiker des Techno. Gemeinsam mit Hajusom, einem Theaterprojekt für jugendliche Flüchtlinge, entwickelte der 1965 geborene Künstler sein erstes Musical unter dem Titel „Back Up Story“.


Foto: Tommi Grölund

Der improvisierte Plot ist an die "West Side Story" angelehnt. Am Sonnabend, den 6. Dezember, feiert die Inszenierung Premiere auf Kampnagel. Tenor steht mit der Band Kabu Kabu auf der Bühne, der auch afrikanische Musiker angehören. Das Abendblatt unterhielt sich mit Tenor kurz vor Probebeginn auf Kampnagel. In Hamburg möchte der Finne außerdem ins Museum gehen. Und in die Sauna.

Hamburger Abendblatt: Herr Tenor, wie kamen Sie zur Zusammenarbeit mit Hajusom?

Jimi Tenor: Die künstlerische Leiterin von Hajusom, Claude Jansen, hatte die Idee, ob ich nicht Songs für ihr Projekt schreiben könnte. Ich kannte die Gruppe nicht, habe mir dann aber DVDs von ihren Arbeiten angeschaut. Das ist meine erste Theatererfahrung. Bisher habe ich nur so Bandkram gemacht. Das wird ungewohnt sein, an einem Ort mehrere Shows hintereinander zu geben. Aber ich mag den Gedanken. Im Endeffekt ist dann der Druck ein bisschen geringer.

Abendblatt: Wie haben Sie mit den jungen Akteuren die Songs entwickelt?

Tenor: Die Jugendlichen und ich haben uns zu Session getroffen und viel improvisiert. Ich habe mir die Lyrics von den Kids angehört. Wir haben Englisch gesprochen, manches wurde übersetzt, manchmal kommunizierten wir aber auch ohne Sprache. Einige Texte sind jetzt Bestandteil der Show. Andere gefielen mir nicht so gut. Deshalb habe ich auch noch einige geschrieben. Und meine Frau ebenfalls. Das Ganze ist wie eine Sammeltasche. Zwei Tage proben wir noch. Ich hoffe, dass sich dann alles ineinander fügt.

Abendblatt: Wovon handeln die Songs?

Tenor: Ich wünschte, ich wüsste das so genau. Ich verstehe die Handlung immer noch nicht so ganz. Die Texte sind ja auf Deutsch. Aber dieses Mysterium ist ein großer Bonus. Die Geschichte ist eine Art kosmische Reise und erzählt auch davon, sich durchzukämpfen.

Abendblatt: In der Kampnagel-Info heißt es, Hajusom entdecke die "revolutionäre Kraft der Kunst". Wie transportieren Sie diesen Appell durch Ihre Musik?

Tenor: Ich habe einige eher romantische Sachen geschrieben, aber auch viel Abstraktes, Aggressives, Abgefahrenes, so Free-Jazz-Zeug.

Abendblatt: Die Story basiert auf der "West Side Story". Haben Sie einen Bezug zu diesem Stück oder zu Musicals überhaupt?

Tenor: Ich bin kein großer Musical-Fan. Aber ich weiß, dass auch Künstler wie Tom Waits Songs aus der "West Side Story" gesungen haben. Ich hoffe, dass unsere Umsetzung nicht schmalzig wird, schon allein dank einiger schräger Elemente.

Abendblatt: Was möchten Sie außerhalb der Arbeit auf Kampnagel in Hamburg unternehmen?

Tenor: Ich möchte ins Museum gehen. Und Schwimmen. Gibt es in den Hamburger Schwimmbädern Saunen?

Abendblatt: Ja.

Tenor: Dann will ich unbedingt in die Sauna gehen.

Birgit Reuther

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Hamburger Abendblatt -04.12.2008: Das Ganze ist wie eine Sammeltasche