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Hamburger Morgenpost - 13.12.2002

Auf der Bühne wird gekocht

"Woher kommst du?", fragt der Afghane Hamidullah Habib. "Aus der Dritten Welt", antwortet Hassan Jalloh aus Sierra Leone. Das Publikum lacht. Und in diesem Lachen liegt mehr Erkenntnis, als jede schulmeisterliche Aufklärung erzeugen könnte. "Hajusom!" nennt sich die Theatergruppe, die mit gängigen Klischeevorstellungen spielt.

Hajusom! - das sind 14 jugendliche Flüchtlinge aus Afrika, Afghanistan und dem Iran, die sich verschworen haben, Theater zu machen. Auf Kampnagel zeigen sie ihre neue Produktion: "Die Kinder der Regenmacher".

Die Spielfläche ist eine Welt im Kleinen. Hier das Zelt der Afrikaner - dort der Teppich der Asiaten. Dazwischen der Herd von Jack, dem Koch, der eigentlich Arman Marzak heißt, aus Afghanistan kommt und ein afrikanisches Gericht zubereitet. Das duftet so nach und nach immer verführerischer und wird auch tatsächlich verspeist - "Versöhnungsessen", nennt sich die Szene. Aber soweit sind wir noch nicht. Zunächst einmal wird geheiratet. Papa Lamin (Ben Sanogo) wählt für Sohn Mamadi (Ismael Nabe) die Braut Haua (Baquira Alfredo). Als die zweite Frau Aisha (Aminatu Jalloh) dazukommt, kracht's in der Ehe. Doch ein guter Zauberer, der Regenmacher (Bouba Traore), bringt das Familienglück zurück.

Hier gibt es alles, was ein hinreißender Theaterabend haben muss: Komik, Musik, Tanz, schillernde Kostüme, eine zarte Liebesgeschichte und eine köstliche Balgerei. Und ganz nebenbei ertappt sich der Zuschauer bei seinen ureigenen Vorurteilen, die er mit einem Lächeln beiseite legt.

Susann Oberacker

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Hambuger Morgenpost - 13.12.2002: Auf der Bühne wird gekocht