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Hamburger Abendblatt - 13.12.2002

Lieben, hassen, feiern
Die Gruppe Hajusom und "Die Kinder der Regenmacher"

Hamburg. "In meinem Leben habe ich alles aufgegeben. Jetzt bin ich ein anderer Mensch geworden." Einer spricht für alle. Die neue Produktion der Theatergruppe Hajusom auf Kampnagel haben Jugendliche aus Afrika, Afghanistan und dem Iran erarbeitet. Sie alle sind im wirklichen Leben Flüchtlinge, sind ohne Angehörige vor Krieg, Hunger oder Missbrauch geflohen.

Im Zeltlager auf der Bühne begegnen sich die Nomaden aus Not, sehen einander zu wie ihnen das Publikum. Verschiedene Perspektiven des Blickes machen die Performance "Die Kinder der Regenmacher" zum Erlebnis: Wir schauen auf die Fremden, wie sie sich und die anderen - also auch uns - fremd und als Fremde sehen und erleben. Sitzen die Afrikaner vor dem Schattenspiel, mit dem die Geschichte vom Schlangentöter Mamadi beginnt, wirkt die verlorene Welt dörflicher Tradition für sie genauso fern wie für uns. Die alten Sitten sehen vor allem die weiblichen Mitglieder nun kritisch. Mit anderen Augen, neuem Bewusstsein. Darum geraten die Performer schon mal außerhalb des Spiels privat in Streit.

Neben dem Wechsel des Blickwinkels ist jener der Aktionsebenen ein weiteres Prinzip des anleitenden Regieteams Ella Huck, Claude Jansen und Dorothea Reinicke. So ermöglicht etwa die Befragung der Afrikaner durch eine andere Ethno-Gruppe die ironische Reflexion von Klischees und Vorurteilen. Oder Arman. Der komische Benjamin macht aus dem Kochen des Versöhnungsmahls für den Schluss eine kleine lustige Show.

Nie wirken die Brüche in der Performance pädagogisch gezwungen. Sie bietet Raum für Anschauung des Alltäglichen, auf das, was alle Menschen verbindet: lieben, hassen und feiern, essen, tanzen und schlafen.

Trotz ihrer amüsant spielerischen Form gerät der Ernst der Lage nicht aus dem Blick. Pfeift in der Bühnen-Teepause wie zufällig ein Wasserkessel, werfen sich alle Akteure instinktiv zu Boden. Erinnerung ist lebendig - wie der Gedanke an die zurückgelassenen Lieben. Sie wiederzusehen gehört vorerst zu den Träumen.

(-itz)

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Hamburger Abendblatt - 13.12.2002: Lieben, hassen, feiern