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neues deutschland, 09.03.2013

Tanz und Theater mixen Mode mit Politik

RUFF MONKEYS:

Ein Projekt junger Frauen macht Stimmung gegen Stereotype im Szeneviertel wie in der Politik

In einem ehemaligen Luftschutzbunker an der Feldstraße in Hamburg treffen sie sich jeden Sonnabend, um zu singen und zu tanzen und gemeinsam Stücke zu erarbeiten, in denen sie Mode und Politik mixen. Sie nennen sich selbstbewusst »Ruff Monkeys«, die »rauen Affen«. Treibende Kraft des Projekts, das in wechselnder Besetzung von sechs bis zehn jungen Frauen getragen wird, ist die 31-jährige Mable Preach. Sie und ihre Mitstreiterinnen Bengi (20), gerade im freiwilligen sozialen Jahr, Natalie (22) und die BWL-Studentin Jesseline (24) erzählen, wie sie Mode mit Politik mixen.#

Ihr Name klingt ziemlich ungewöhnlich für eine Truppe junger Frauen.

Mable: Affen sind clever und süß, aber zu süß wollen wir nicht sein. Deshalb eben die »rauen Affen«.

Bengi: Frech und stark, so sind die Affen. Das passt zu uns, weil wir uns von anderen nichts sagen lassen.

Warum haben Sie sich zusammengetan?

Mable: Die »Ruff Monkeys« sind eine gemeinsame Plattform, um uns künstlerisch auszudrücken. Mit Tanz und Theater behandeln wir die Themen, die uns wichtig sind.

Viele von Ihnen haben einen Migrationshintergrund, kommen aus Communities, in denen es nicht unbedingt selbstverständlich ist, dass junge Frauen auf die Bühne gehen und ihr Ding durchziehen.

 Jesseline: Die Herkunft ist doch eigentlich völlig egal: Wir sind alles junge Frauen, die sich hier einen Ort geschaffen haben, wo wir in unserer Freizeit gemeinsam Theaterstücke erarbeiten, über Mode und Politik.

Bengi: Gleichzeitig wollen wir natürlich allen klarmachen, dass wir selbstbewusste Frauen sind, die sich nicht reinreden lassen und durchsetzen, was sie wollen.

Mit einer selbst produzierten Show unter dem Titel »The Way You Dress Is A Political Statement« sind Sie jüngst sogar in die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel eingeladen worden. Was haben Sie dem Publikum dort mit dieser Show sagen wollen?

Mable: Kleidung kann signalisieren, wofür jemand politisch steht. Sie kann aber auch bloß Klischee sein. Wenn ich zum Beispiel in ein Szeneviertel wie die Hamburger Schanze gehe, sehe ich dort Menschen, die sich mit ihren Klamotten gewollt unkonventionell geben. Obwohl sie vielleicht ganz anders sind.

Derartige Stereotype wollen Sie aufbrechen?

Bengi: Zum Beispiel machen wir uns über Politiker lustig, die nur Phrasen ablassen. Krasser Fall Angela Merkel: Sie redet viel von Europa und dem Euro, anstatt sich um die Menschen mit ihren Problemen hier im Land zu kümmern, wo viele, die aus dem Ausland zu uns kommen, in bestimmte Stadtteile abgedrängt werden.

Jesseline: Was den Politikern andererseits auch wieder nicht gefällt. So hält Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz den Stadtteil Wilhelmsburg für angeblich zu türkisch und ausländisch. Inzwischen müssen die Menschen, die bisher in Wilhelmsburg gewohnt haben, wegziehen, weil sie die Mieten dort nicht mehr bezahlen können.

Und dagegen wehren Sie sich?

Mable: Diese Politik der Gentrifizierung gehört zu den Themen unserer neuen Performance. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Das Ganze bleibt trotzdem sehr humorvoll.

Dann könnte Ihr Projekt vielleicht ein Modell zum Nachmachen sein - um über Musik und Tanz und Mode gerade bei Jüngeren wieder Interesse zu wecken für politische Themen? 

Mable: Auf jeden Fall.

Bengi: Vorher hatte ich mit Politik nicht viel zu tun. Aber durch unser Projekt habe ich angefangen, mich auch mit solchen Fragen zu beschäftigen.

Gespräch: René Gralla

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