Jenseits von Afrika
"Hajusom" spielt im Pumpenhaus
Die Kinder der Regenmacher" lautet der Titel einer afrikanischen Familiensaga. Die Hamburger Theatergruppe "Hajusom" hat diese Erzählung von Aniceti Kitereza gekürzt und ihr einen persönlichen Schliff verpasst.
Der persönliche Schliff á la Hajusom ist immer einer aus dem MultikultiBlickwinkel. Die Theatergruppe besteht aus jugendlichen Flüchtlingen zwischen 14 und 19 Jahren, die ohne ihre Eltern nach Deutschland geflohen sind. In einer so genannten Erstversorgungseinrichtung trafen sie 1999 die Schauspielerin Ella Huck und die Regisseurin Dorothea Reinicke, die ihnen ein Theaterprojekt antrugen: "Hajusom". Die drei Silben des Namens waren die Anfangsbuchstaben derjenigen drei jungen Flüchtlinge, die den ersten Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Hamburger Kulturbehörde ein gereicht haben. Der Name des ersten Projekts wurde zum Namen für die Gruppe, die mit ihrem Stück "7 Leben" Bundesspreisträger der Berliner Festspiele 2001 wurde.
Für das Folgeprojekt "Die Kinder der Regenmacher" hat sich die Münsteranerin Ella Huck ihre Heimatstadt als Tourneestart ausgesucht. Befasste sich der Vorgänger mit der Situation ankommender Flüchtlinge, geht es jetzt um die Frage der Angekommenen: "Wer bist du?"
Die 650 Seiten starke Romanvorlage beschreibt das Leben zu vorkolonialen Zeiten in Tansania. In der Hajusomschen Variation geht es um den Blick aufs Fremde. "Wir haben zusammengesessen und über den Text gesprochen", erzählt Ella Huck. Ans Licht gekommen seien dabei viele kulturelle Unterschiede, zum Beispiel zur Frage, ob ein afrikanischer Mann zwei Frauen haben dürfe. "Wir haben die unterschiedlichen Ansichten in unser Stück eingeflochten". Um es authentisch zu gestalten.
Deshalb sollte sich niemand wundern, wenn er plötzlich afrikanische Dialekte wie Creol oder Fula hört. Die afrikanischen Mitspieler entwerfen ihre Heimatbilder. angereichert mit dem, was sie in Deutschland über den Mythos des schwarzen Kontinentes gelernt haben. Die Mitspieler aus Afghanistan oder Iran etwa betrachten diese fremden Szenarien - zuerst vorsichtig, aber plötzlich sind sie und die Zuschauer mittendrin.
Katrin Jargstorf